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4. Der nördliche Teil der Tieflandsmulde umfaßt das Gebiet der
märkischen Brüche. Aus öden, unfruchtbaren Moor- und Sumpfgedieteu an der
Oder und ihren Nebenflüssen haben Preußens Fürsten, besonders Friedrich der
Große, durch Anlage von hohen Dämmen und tiefen Entwässerungsgräben weite
Gebiete von hoher Fruchtbarkeit geschaffen. „In einem siebenjährigen Kriege"
(1746—53) gewann Friedrich der Große durch die Entwässerung des Oder-
bruchs ein Fürstentum ohne Soldaten, auf dessen reichgesegneten Fluren jetzt
zahlreiche Dörfer sich erheben. Die einzige Stadt ist Küstrin (17 T.). Sofort
nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges (1763) nahm Friedrich der Große
die Entwässerung der Sumpsgebiete an der Netze und Warthe in Angriff. Im
Warthebruch wurden allein 167 neue Ortschaften angelegt.
5. Vas Tiefland zxvikcben Oder und deicbiel hat heute, nachdem die
vielen Sumpfgegenden nach und nach entwässert worden sind, nur noch wenige
Stellen mit unfruchtbarem Boden. Fast überall — besonders in den Niederungen
der Warthe, Weichsel und Netze — erblickt das Auge jetzt fruchtbare Felder und
Wiesen. Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptnahrungsquellen. Doch gehen
im Frühjahre viele Landarbeiter nach den Rübenfeldern der Provinz Sachsen.
Andere suchen in dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet Beschäftigung.
Die Bewohner des Tieflandes sind zur größeren Hälfte polnischer Abstam-
mung und die Dörfer im östlichen Teile fast ausschließlich von Polen bewohnt.
Solange das Land unter polnischer Herrschaft stand, war der Bauer Leibeigener
seines Gutsherrn, und in den Dörfern sah es jämmerlich aus. Seitdem das Land
preußisch und der Bauer ein freier Mann geworden ist, hat sich vieles gebessert.
Die Dörfer haben ein sauberes und freundliches Aussehen erhalten.
Die wichtigste Stadt des Tieflandes ist ^>oken (156 T.), die Hauptstadt der Provinz
Posen. Der Handel mit russischen und polnischen Landeserzeugnissen bildet den Haupt-
erwerbszweig der Bewohner. Namentlich werden Holz, Getreide, Wolle, Schweine, Felle
und Honig von Posen aus weiter nach Deutschland hinein versendet. Die Bewohner sind
nur zur Hälfte deutscher Herkunft, ein Viertel sind Juden, ein Viertel Polen.
Lroniberg (57 T.) treibt Getreidehandel und Schiffahrt. (Inwiefern günstige Lage?)
Im Dome zu Gneken (25 T.) ruht Adalbert von Prag, der Apostel der Preußen. Nord-
östlich von Gnesen finden wir das Salzwerk kzodensalr».
d) Die scl-lesrfche Mulde mit ihren Randgebirgen.
Der Südliche Landrücken und der Gebirgszug der Sudeten umschließen ein
von der Oder durchstossenes muldenförmiges Tiefland. Die Sudeten ziehen sich
auf der Grenze zwischen Schlesien und Böhmen (Mähren) hin. Die wichtigsten
Teile sind:
1. Vas Viekengebirge steigt schroff und steil wie eine riesige Mauer aus
der schlesischen Ebene empor. Der höchste Berg ist die Schncekoppe (1600 rn).
Die Abhänge des Gebirges sind mit Fichten und Kiefern bewaldet. Je höher
man emporsteigt, desto kälter wird es. Daher findet man dort oben statt der
schlanken Fichten nur niederes Knieholz. Die höchsten Gipfel des Gebirges sind
kahl. Nur Moos und Flechte fristen hier ihr kümmerliches Dasein. Dörfer
findet man auf dem Kamme des Riesengebirges gar nicht, dagegen viele einzelne
Hirtenhäuser, Bauden genannt. Sie sind aus rohen Balken gezimmert und mit
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_der
Große Friedrich Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich_der_Große Friedrich Lroniberg Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Polen Posen Deutschland Polen Prag Gnesen
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Schindeln gedeckt. Eine solche Baude enthält in der Regel zwei Zimmer. In
dem größeren befindet sich der gewaltige Kachelofen. Er wird das ganze Jahr
hindurch geheizt. Außerdem ist noch ein dritter Raum für das Vieh vorhanden.
Einzelne dieser Bauden haben sich jedoch in neuerer Zeit zu Gasthäusern für die
Sommerfremden umgebildet. Auf der Koppe selbst findet man eine Kapelle und
2 Gasthäuser. — Um Johannis treibt der Bewohner des Riesengebirges seine
Herde zu Berge. Dann hallt das Hochgebirge 14—15 Wochen von melodischem
Glockengeläute wider. Mit Eintritt des Oktobers aber stellt sich schon Schnee-
gestöber ein. Im Winter sind die Bauden gänzlich eingeschneit.
2. Das Ilergebirge ist breiter und niedriger als das Riesengebirge. Der
fruchtbare Boden in den Tälern und die hochentwickelte Eisen-, Spitzen-, Spiel-
warenindustrie und Weberei, die den Wasserreichtum des Gebirges ausnutzt,
ermöglichen eine dichte Bevölkerung. Da, wo die vom Gebirge kommenden
Flüsse in die Ebene eintreten, haben sich größere Städte entwickelt: Görlitz (85 T.,
Tuchweberei), Bunzlau, Licgnitz (66 T.).
3. Die Steinkohlen des Malclenburger Kerglanäes liefern das Brenn-
material für die großartigen Fabriken der blühenden schlesischen Leinen- und
Baumwollenweberei in Reichenbach, Landshut, Schweidnitz.
4. Hohe Gebirgswünde umschließen von drei Seiten den Glalzer Gebirgs-
kessel, der durch herrliche Wälder, fruchtbare Auen und Bodenschätze: Kohle,
Kalk, Sandstein sich auszeichnet.
In den Tälern finden sich zahlreiche Heilquellen, wie Marrnbrunn, Salzbrunn,
Reiner; und Lancleck. — Am Fuße der Sudeten liegt die Festung Neike, im Gebirge
die Festung 6lat;. Im Hügelland am Fuße der Sudeten ziehen sich öft stundenlange
Gebirgsdörfer hin. Hier liegen die großen Weberdörfer Langenbielau (21 T.) und
Wüstegiersdorf.
5. An der rechten Seite der Oder erstreckt sich ein Höhenzng von der Weichsel
zur Weida. Im südlichen Teile bedecken weite, tvildreiche Waldungen das Gebiet
von der Oder zur galizischen Grenze. Nördlich von der Klodnitz, in den Tarno-
witzer Höhen, ändert sich das Bild. Da bieten die reichen Bodenschätze: Kohlen,
Eisen, Blei und Zink vollwertigen Ersatz für die mangelnde Fruchtbarkeit des
Sandbodens. Königshütte (72 T.), Kattowitz (43 T.), Beuthen (67 T.) und
Tarnowitz sind aufblühende Jndustrieorte.
6. Vas Ausland, a) Der größte Teil Schlesiens ist Tiefland, das der
Länge nach von der Oder durchflossen wird. Sie entspringt auf dem Mährischen
Gesenke. Ihr Gefälle ist besonders in Schlesien bedeutend. Wenn im Früh-
jahre der Schnee auf den Sudeten schmilzt, führen ihr die zahlreichen Nebenflüsse
auf der linken Seite große Wassermassen zu, so daß sie schnell anschwillt. Daher
ist die Oder überall, wo die Ufer stach sind, durch gewaltige Deiche eingeschlossen.
Die Nebenflüsse der Oder auf der linken Seite sind: Glatzer Neiße,
Katzbach (Schlacht 1813), Bober und Lausitzer Neiße. Sie kommen von
den Sudeten. Da sich dieses Gebirge nach Nordosten hin stark abdacht, so er-
klären sich leicht das starke Gefälle, der reißend schnelle Lauf, das steinige, sandige
Bett und die steilen Ufer der Flüsse. Die bedeutendsten Nebenstüsse finden sich
auf der rechten Seite: Malapane, Bartsch und Warthe mit der Netze. Ihr
Lauf ist sehr langsam, ihre Ufer sind meist flach.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
142
B. Kulturgeograpbie Deutschlands.
Deutschlands Bewohner und ihre Beschäftigung.
1. Etwa 3/a des Bodens steht als Acker, Garten, Wiese und Weide im Dienste
der Landv?irrsd>aft, während 26 °/o Waldboden vorhanden sind. Die deutsche
Landwirtschaft vermag unser Volk nicht zu ernähren, es muß jährlich für über
400 Millionen Mark fremdes Getreide eingeführt werden. Die Landwirtschaft
überwiegt in Süddentschland, Oldenburg, Hannover und der Ostdeutschen Tief-
ebene. Die besten Getreideländer sind Mecklenburg und Schleswig-Holstein.
Kartoffeln werden namentlich in Norddeutschland angebaut und vielfach zu Spiritus
und Stärke verarbeitet. (Ausfuhr.) Deutschlands Zuckerrübenbau steht in hoher
Blüte, so daß Deutschland etwa V3 des Rübenzuckers der Welt liefert. Als er-
tragreiche Obst gebiete sind die Oberrheinische Tiefebene, das Main- und
Neckarland, die Hessische Senke, das Rheintal, die Cölner Bucht und Thüringen zu
nennen. Der Weinbau ist besonders in Südwestdeutschland zu Hause.
Die Landwirtschaft beschäftigt etwa V3 aller Bewohner Deutschlands. In
den Marschgebieten der Ebene und den reichlich bewässerten Wiesengebieten der Berge
blüht die Viehzucht, am Südabhang des Landrückens.und in den Geestgebieten
wird Schafzucht getrieben. Unsere Pferdezucht in den Marschen, in Ostpreußen,
Mecklenburg, Brandenburg, Schlesien vermag den Bedarf nicht zu decken. Die
besten Schweine werden in Westfalen, Braunschweig, Sachsen und Thüringen
gezüchtet. Die Fluß-, Küsten- und Hochseefischerei liefert gute Erträge.
2. kergbau und Industrie. Seine dichte Bevölkerung verdankt Deutsch-
land vor allen seinen reichen Steinkohlen-, Braunkohlen- und Eisenlagern.
Deutschlands Kohlengruben vermögen den deutschen Bedarf zu decken. Nur
Amerika und England fördern mehr Kohlen als Deutschland. In der Menge
des gewonnenen Roheisens hat Deutschland England überflügelt. Neben reichen
Salzlagern liefert Deutschland die für die Landwirtschaft wichtigen Abraumsalze.
Deutschlands Bergbau gibt nicht nur 2 Millionen Menschen lohnende Be-
schäftigung, sondern er ist auch die Grundlage für unsere aufblühende Industrie.
Die Erzeugnisse unserer Metallindustrie in der Rheinprovinz, in Westfalen und
Schlesien haben Weltruf. Kottbus, Luckenwalde, Görlitz, Gera, Barmen, Aachen
sind Hauptpunkte der Wollindustrie. Baumwollenindustrie ist zu finden
in Mülhausen im Elsaß, in Plauen, Chemnitz (Sachsen), Elberfeld, Barmen,
München-Gladbach, im Wuppertal und in Augsburg; Seiden- und Sammetwaren
werden hergestellt in Krefeld, Elberfeld-Barmen.
Mittelpunkte der Leinenindustrie sind Bielefeld, Reichenbach und Landshut.
3. Ginfubr und Husfubr. Seitdem die Maschine in allen Gewerben den
Handbetrieb verdrängt hat, ist das Großgewerbe fast überall zur Herrschaft ge-
langt. Die Rohstoffe für die Fabriken schafft man mit Hilfe der Eisenbahnen
herbei, so besonders Baumwolle, Wolle, Holz, Tabak, Leder und Seide. Alle
diese Rohstoffe werden in den verschiedensten Fabriken verarbeitet und dann zum
Teil wieder an das Ausland verkauft. Ausgeführt werden z. B. baumwollene
und wollene Kleiderstoffe, Tuche, Strümpfe, Schürzen, Leinenzeuge, Band, Samt,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Süddentschland Oldenburg Hannover Schleswig-Holstein Norddeutschland Deutschlands Deutschland Main- Hessische Rheintal Südwestdeutschland Deutschlands Mecklenburg Brandenburg Westfalen Braunschweig Sachsen Deutschlands Amerika England Deutschland Deutschland_England Deutschland Deutschlands Rheinprovinz Westfalen Luckenwalde Gera Barmen Aachen Mülhausen Elsaß Plauen Chemnitz Sachsen Elberfeld Barmen München-Gladbach Wuppertal Augsburg Krefeld Bielefeld Reichenbach
143
Zucker, Bier, Maschinen, Kanonen, Gewehre, Säbel, Messer, Scheren, Blechwaren,
Spielwaren usw. Infolge der dichten Bevölkerung aber ist der Bedarf an Ge-
treide und Fleisch in Deutschland so groß, daß das Land ihn nicht zu decken
vermag. Es werden daher große Mengen Korn aus Ungarn, Rußland, Rumä-
nien, Nordamerika, Argentinien, Indien u. a. Ländern eingeführt.
Die deutschen Flühe,
Die Hauptflüsse Deutschlands sind Weichsel, Oder, Elbe, Weser, Rhein
und Donau. Die Zahl aller schiffbaren Flüsse aber beträgt etwa 60.
Die Meicklel entspringt auf den Karpathen, fließt dann in einem großen
Bogen durch Polen (an Warschau vorbei) und tritt oberhalb der Festung Thorn
in Westpreußen ein. (S. 105.) Die Weichsel dient hauptsächlich dazu, polnisches
Getreide und Holz nach Danzig zu bringen. Während des Sommers ist daher
der breite Strom von zahlreichen Dampfern, großen Kühnen und langen Holz-
flößen belebt.
Die Ocker entspringt auf dem Mährischen Gesenke, nimmt ihren Lauf durch
Schlesien, Brandenburg und Pommern und nlündet in das Stettiner Haff. Vor
ihrer Mündung erweitert sich die Oder zum Stettiner Haff, das durch drei
Ausflüsse, Peene, Swine und Divenow (dlfeno), mit der Ostsee in Ver-
bindung steht. (S. 107.)
Die 61be entspringt auf dem Riesengebirge. Sie entsteht aus einer Anzahl
kleiner Bäche, die aus sogenannten Brunnen abfließen und sich zu dem „Elbbache"
vereinigen. Dieser bildet gleich anfangs viele Wasserfälle und stürzt dann plötz-
lich als majestätischer Elbfall über einen 60 m hohen Felsen in den wild-
zerklüfteten Elbgrund. Durch eine Wildnis von Moor und Granitblöcken eilt
darauf die Elbe tosend das Gebirge hinunter, geht in einem großen Bogen durch
Böhmen, fließt hier an Königgrätz vorbei und nimmt weiterhin die Moldau
und Eg er auf. Wo sie den böhmischen Gebirgskessel verläßt, durchbricht sie das
Elbsandsteingebirge, die „Sächsische Schweiz". Dann tritt sie in den Talkessel
von Dresden. Bei Meißen drängt sie sich zum letztenmal durch Granitfelsen
hindurch, um darauf ins Tiefland einzutreten. Hier nimmt sie links die Mulde
und die Saale mit der Bode, rechts die Schwarze Elster und die Havel
mit der Spree auf. Das rechte Elbufer ist meist sandig und unfruchtbar, das
linke aber reich an fetten Wiesen und gesegneten Fruchtfeldern. Von Torgau
an werden die Ufer so flach, daß der Fluß die aufgeworfenen Deiche im Früh-
linge zuweilen durchbricht und Felder und Dörfer überflutet. 80 km unterhalb
Hamburg mündet die Elbe, 15 km breit, bei Kuxhaven in die Nordsee.
Die Meier entspringt unter dem (gleichbedeutenden) Namen Werra auf
dem Thüringer Walde. Bei Münden nimmt sie die Fulda, die vom Rhöngebirge
kommt, auf und durchströmt nun unter dem Namen Weser das Weserbergland.
Oberhalb Minden verläßt sie das Weserbergland und tritt durch die „Westfälische
Pforte" in das Norddeutsche Tiefland ein. Hier nimmt sie rechts die Aller
mit der Oker und Leine auf und fließt dann an der Seehandelsstadt Bremen
vorüber. Bald verbreitert sich der Strom und bildet zahlreiche Inseln, bis er
endlich bei Bremerhaven in die Nordsee einmündet.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
117
bürget Gebiet umschlossen, ist in der Nähe des 2. Kriegshafens der deutschen Flotte die
Stadt Milbelmskaven entstanden. Zu beiden Seiten des Weserstromes liegt die freie
Reichsstadt Bremen (215 T.), nächst Hamburg die größte Seehandelsstadt Deutschlands.
Für Tabak ist Bremen der erste Handelsplatz der Erde. Daneben werden aber auch große
Mengen von Petroleum und Baumwolle aus Amerika eingeführt.
2. Heide (Geest) und Moore. An den fruchtbaren Marschstreifen der Küste
und Flußmündungen lehnen sich öde Heide- und sumpfige Moorgegenden.
Die Sandflächen der Heide bedecken auf weite Strecken das genügsame Heidekraut,
der düstere Wacholder, das Gestrüpp der Stechpalmen und nach der Elbe zu
der gelbblühende Ginster. Hin und wieder findet man in der Geest auch frucht-
bares Ackerland und namentlich im Oldenburgischen urwaldähnliche Lanbwaldungen.
Dicht neben der sandigen, wasserarmen Heide liegen oft die sumpfigen Moore.
Wir finden sie überall da, wo sich in den Niederungen zwischen den Sandstächen
die trägen Gewässer stauen und unter einer dünnen Sanddecke undurchlässige
Lehm-, Tonmassen und Naseneisenstein lagern. Weit und breit ist kein Baum und
Strauch zu sehen. Totenstille rings umher. In den Tümpeln und am Rande
der Teiche grünen Schilf und Gräser. Dichtes Moospolster, in dem der einsame
Wanderer einsinkt, bedeckt den morastigen Untergrund. Die steten Ausdünstungen
erzeugen dichte Nebel. „Schaurig ist's über das Moor zu gehen." Dennoch hat
sich der Mensch auch das Moorland dienstbar zu machen gewußt.
Im Frühling lockern die anwohnenden Bauern den Torfboden mit Hacke und Karst.
Nachdem er trocken geworden ist, kommen sie mit einem Blecheimer voll glühender Torf-
stücke und stecken ihn in Brand. Dichter Qualm verfinstert dann den Horizont. Das ist
der Höhenrauch. In die Asche sät der Bauer später Buchweizen; aber nur in den ersten
3—4 Jahren ist der Boden ertragsfähig, dann muß er 20—30 Jahre ruhig liegen bleiben,
bis er wieder abgebrannt und besät werden kann. In neuerer Zeit sucht man das
Moor dadurch fruchtbar zu machen, daß man das Land durch Kanäle entwässert, den
Torf absticht und den darunter liegenden Boden düngt und mit fruchtbarer Erde ver-
mischt. In diesen sogenannten Fehnen entstehen dann Gärten und Felder, freundliche
Dörfer und Städte. (Papenburg.)
Die Kanäle sind die Lebensadern der Fehnkolonien; sie ermöglichen
den Bewohnern den Absatz des Torfes nach den Küstenorten und das Herbeischaffen
des fruchtbaren Schlickbodens. Die von Kind auf mit dem Wasser vertraute
Bevölkerung liefert tüchtige Matrosen für die Handels- und Kriegsflotte.
3. Die Lüneburger Heide bildet eine sandige Hochebene zwischen Elbe
und Aller und ist daher zum Ackerbau wenig geeignet. Stundenlang kann man
inmitten der eigentlichen Heide wandern, ohne ein Kornfeld, ein Dorf zu sehen.
Das Heidekraut bedeckt weite Strecken. Daneben finden wir düstere Kiefern-
waldungen, Wacholdergestrüpp und kleinere Laubwälder. In der Tiefe ruhen
reiche Kalilager. Den leichten Sandboden bestellt der Heidebauer meist mit
Kartoffeln, Roggen und Buchweizen. In die weite Heide sendet er selbst zur
Winterszeit seine Schafherde, teilweise noch die schwarzbraunen Heidschnucken, deren
Wolle ihm jährlich ein gut Stück Geld einträgt. Auch die honigreiche Blüte des
Heidekrauts wird durch seinen Bienenzaun für ihn zu einer reichen Geldquelle,
während ihm die Moore den Torf zum Brennen liefern. — Durch die sandige
Heide schlängeln sich kleine Bäche, derer Täler fruchtbare Wiesen und Äcker auf-
weisen. In solchen Tälern liegen meistens die kleinen Heidedörfer, umschattet von
uralten kräftigen Eichen. Hier lebt der Heidebauer mit den Seinen still und zufrieden.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Deutschlands Amerika Karst Papenburg
176 —
vollen Tempeln verehrt das Volk fratzenhafte Götzen, deren Gunst es durch Opfer zv
erlangen sucht. Seit vielen Jahren sind zahlreiche Missionare bemüht, die Lehre Christi
hier zu verbreiten. Doch richten sie wenig aus und werden häufig von den Chinesen
verfolgt und getötet.
6. ver Kaiser, von den Chinesen „Sohn des Himmels" genannt, war
früher der höchste weltliche und geistliche Herrscher des Landes. In den Tempeln
waren ihm besondere Altäre errichtet. Jetzt ist China eine Republik. Häufige
innere Unruhen schaden dem Lande.
7. Kiautsckou ist eine deutsche Kolonie. (S. S. 148.)
Iopov. (Größer als Preußen. — 55 M. E., mit Korea 68 M. E.)
1. vas Land. Japan, gleich England ein Jnselreich, besteht aus vier
großen und vielen kleinen Inseln. Die Gebirge nehmen einen großen Teil der
Inseln ein, auch findet man viel steinigen Boden und kahle Felseninseln. Der
Schrecken Japans aber sind die vielen Vulkane und häufigen Erdbeben, die oft
große Verheerungen anrichten. So wurde 1856 Jedo (jetzt Tokio genannt) so
furchtbar verheert, daß 40000 Menschen dabei ihren Tod fanden. Die Häuser
sind der Erdbeben wegen selbst in den Städten nur 1—2 Stock hoch und ganz
aus Holz gebaut. Japan hat ein Klima wie etwa Südenropa. Die Täler und
Abhänge der Gebirge sind von den fleißigen Bewohnern wohl angebaut und voller
Dörfer und Städte. Auf den Anhöhen wird Tee, in den Tälern Reis und Baum-
wolle gebaut. Auf der Insel Nippon liegt die Hauptstadt des Landes Tokio
(21/s M.z hier wohnt der Kaiser. Von hier führt eine Eisenbahn nach dem
Hafenorte Jokohäma (395 T.). Die größte Handelsstadt ist Osaka (1,2 Mi
2. vie Japaner sind das rührigste und unternehmendste Volk Asiens.
Sie zeigen außerordentliche Geschicklichkeit. So bereiten sie aus dem Baste des
Papiermaulbeerbaums ein Papier, aus dem sich wasserdichte Überzieher, Regen-
schirme, Taschentücher usw. herstellen lassen. Ihre Seidenzeuge sind von solcher
Feinheit, daß eine vornehme Frau wohl an 20 Gewänder davon übereinander
zieht, ohne sich zu entstellen. Die zierlichen Holzwaren werden mit einem Laä
überzogen, der so dauerhaft ist, daß ihn die heißeste Flüssigkeit nicht angreift.
Das Fleisch der Haustiere wird nicht gegessen, da die Religion das Schlachten
derselben verbietet. Auch Milch trinken die Japaner nicht, weil sie ihnen als
weißes Blut Ekel erregt. — In neuester Zeit nehmen die Japaner in vielen
Dingen europäische Bildung an, bauen Eisenbahnen, legen Telegraphen an, er-
richten Volksschulen. Ihre gewaltigen Fortschritte im Heer- und Flottenwesen
zeigten sich so recht im Russisch-Japanischen Kriege. In ihren Tempeln verehren
sie noch immer fratzenhafte Götzen. Seitdem aber der Kaiser das Verbot gegen
die christliche Lehre aufgehoben hat, breitet sich diese allmählich weiter aus.
Afrika.
(3 mal so groß wie Europa. — 180 M. E.)
0uederung und Bodengeftalt. Afrika ist von Europa durch das Mittel-
ländische Meer geschieden. Mit Asien hängt es durch die Landenge von Suez
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Christi Südenropa
Extrahierte Ortsnamen: China Korea Japan England Japans Tokio Japan Osaka Asiens Heer- Afrika Europa Afrika Europa
177
zusammen. Diese wird jetzt von dem Suez-Kanal durchschnitten, der die Ver-
bindung des Mittelländischen Meeres mit dem Roten Meere herstellt. Dadurch
wird der Seeweg von Europa nach Asien erheblich gegen früher verkürzt. Afrika
ist wenig gegliedert; daher hält es sehr schwer, in das Innere einzudringen. Der
ganze Erdteil ist nämlich vorherrschend Hochebene, die von höheren Randgebirgen:
Atlas, Kamerungebirge, süd- und ostafrikanisches Hochland, Alpen-
land von Habesch usw. umgeben ist. Da, wo die Flüsse die Randgebirge
durchbrechen und zum Küstensaum abfallen, entstehen Stromschnellen oder Wasser-
fälle, die die Schiffahrt in das Innere auf dem Senegal, Gambia, Kongo,
Oranje und Sambesi geradezu unmöglich machen, nur Niger und Nil sind in
ihrem langen Unterlaufe schiffbar. In den muldenförmigen Einsenkungen der
Hochebenen haben sich vielfach Seen gebildet, wie z. B. der Tsad-, Victoria-
und Albertsee.
Kopien.
(Mit dem Ägyptischen Sudan 5 mal so groß wie Deutschland. — 20 M. E.)
1. Der Nil ist fünfmal so lang wie der Rhein. Er durchfließt Ägypten in
einem 15—20 km breiten, äußerst fruchtbaren Tale und bildet bei seiner Mün-
dung ein breites Delta. Durch große Regengüsse, die alljährlich im Juli am
oberen Nil wiederkehren, schwillt der Nil so gewaltig an, daß er drei Monate
lang aus seinen Ufern tritt und das Land weit und breit überschwemmt. Dann
gleicht Ägypten einem wogenden See, aus dem Städte, Dörfer und Palmenhaine
wie grüne Inseln hervorragen. Wo das Wasser nicht von selbst hinkommen
Fellachendorf am Nil.
Nealinibuch b.
12
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Afrika Senegal Gambia Niger Deutschland Rhein Palmenhaine
146
2. Kamerun. Östlich von Togo, am innersten Einschnitt des Guinea-
busens, liegt Kamerun. Es ist mit dem von Frankreich neuerworbenen Gebiet
Vumal so groß wie Deutschland und hat 4 Mill. Einw. Im Nordwesten
der Küste erhebt sich hart am Strande das Kamerungebirge, ein erloschener
Vulkan, der den Eingeborenen als Götterberg heilig ist. Südöstlich von ihm
schneidet das Kamerunbecken in das Land ein. In seiner Umgebung wuchert
auf sumpfigem Schwemmland dichter Wald von düstergrünen Mangroven. Auch
Kokos- und Ölpalmen gedeihen im Tieslande und bilden nicht selten Haine, ja
große Wälder. Das Hügelland, das von der Küste aufsteigt, deckt mächtiger
Urwald, der sich bis in die Randgebirge hinaufzieht. Hinter diesen breitet sich
die Hochebene aus, durchweg eine Grassteppe mit übermannshohem, hartem Grase.
Die dichten Wälder beherbergen Elefanten und Affen, sowie eine reiche Vogel-
welt, die Flüsse Krokodile und Flußpferde. Auf der Hochsteppe trifft man starke
Rudel von Antilopen und Büffeln an, wie alle Arten der in Afrika vorkommenden
Raubtiere. Das Klima der Niederung ist heiß und sehr feucht, daher für
Europäer ungesund; auf dem Hochland weht kühlere und gesundere Luft. — Die
Bewohner, zwei verschiedenen Negerstämmen angehörend, treiben meist Ackerbau;
nur die an der Küste und am Kamerunbecken wohnenden Neger, die schwarz-
braunen Duala, leben mehr vom Handel (Tauschhandel) und überlassen die
Hans- und Feldarbeiten ihren Sklaven und Frauen. Der Handel im Innern ist
schwierig, da außer einem großen Flußtal keine natürliche Straße aus dem Innern
nach der Küste führt, und alle Waren ans dem Kopf getragen werden müssen. —
Als Plantagenkolonie hat Kamerun eine große Zukunft. Die Europäer,
deren Pflanzungen sich an den fruchtbaren Gehängen des Kamerunberges befinden,
ziehen schon heute mit Erfolg Kakao, Tabak und Kaffee. An der Küste liegt
Duala (früher Kamerun genannt), Hauptort und Mittelpunkt des Handels. Sitz
der Regierung ist Buea am Kamerunberg. Auch auf der Hochebene im Innern
befinden sich viele Siedelungen, und man trifft dort Ortschaften von zehn-,
zwanzig- und dreißigtausend Einwohnern.
3. ^ogolanck, die kleinste deutsche Kolonie in Afrika an der ehemaligen
Sklavenküste, ist so groß wie Bayern mit dem halben Württemberg und hat
l1/2 M. E. Hinter der sandigen Küstenniedernng dehnt sich ein fischreicher
Lagunenzug aus. Das sanft ansteigende Vorland nährt hohe Grasgewächse und
prächtige Bäume: Affenbrotbaum, Öl- und Kokospalme; auf der Hochebene breitet
sich eine Grasflnr aus, im Randgebirge derselben palmenreicher Wald. Das
Klima ist ungemein heiß, an der Küste ungesund, im Binnenlande erträglich. Die
Bewohner, fleißige, friedliebende Sudanneger (Heiden und Mohammedaner),
treiben Viehzucht, Fischerei, Ackerbau, auch etwas Gewerbe. Die wichtigsten
Erzeugnisse für den Handel sind Palmöl, Palmkerne, Gummi (Reibgummi oder
Kautschuk). Ortschaften sind Lome (4000 Einw.), Sitz des kaiserlichen Statt-
halters, und Anecho, ein bedeutender Marktort. Dreimal im Monat legt ein
deutscher Dampfer in Lome an, wo eine lange Landungsbrücke gebaut ist.
4. Deutteb-Südwettafrika, die zweitgrößte deutsche Kolonie, ist reichlich
Iv2 mal so groß wie Deutschland selbst. Die Küste ist ungegliedert und hat nur
kleine Buchtungen. Um das Landen zu ermöglichen, ist die Ausmündung eines
kleinen Flusses — Swakop — durch Anlegung einer Mole zu einer Art Hafen,
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Extrahierte Ortsnamen: Kamerun Togo Kamerun Frankreich Deutschland Afrika Duala Kamerun Duala Kamerun Kamerunberg Afrika Lome Deutschland
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a) Tripolis, die letzte Besitzung der Türken in Afrika mit der Hauptstadt
Tripoli gehört jetzt den Italienern.
b) Tunis, das eigentliche Afrika der Römer, wird von einem Bey (Statt-
halter) regiert, der seinen Wohnsitz in Tunis hat und unter dem Schutze Frank-
reichs steht. In der Nähe von Tunis liegt die Stätte des alten Karthago.
c) Hlgenen falsch eriens, ehemals Numidien (Nomadenland) genannt, steht seit 1830
unter französischer Herrschaft. Die Kultur des Bodens wird durch künstliche Bewässerung
immer ergiebiger. Man erntet Reis, Baumwolle, Zuckerrohr, und auch Tabak und Wein
werden mit Erfolg angebaut. Gemüse, besonders Blumenkohl, ist dort im Januar und
Februar schon sehr weit gediehen und wird vielfach über Marseille nach Frankreich und
Deutschland eingeführt. Die Hauptstadt Algier hat 155 T. E.
ä) Marokko ist ein höchst fruchtbares Land, das mit Hilfe künstlicher Bewässerung
überreich an Getreide, Olivenöl und Baumfrüchten sein könnte. Die Bewohner (9 M.)
sind eifrige Mohammedaner. Sie zeigen in der Anfertigung kostbarer Gewänder und
feiner Teppiche große Geschicklichkeit. Der Sultan, der unter französischem Schutze steht,
wohnt abwechselnd in fes und Marokko. In langer (tandscher), an der Straße von
Gibraltar gelegen, haben die europäischen Konsuln ihren Wohnsitz.
Oie Sahara.
1. 6röbe, Bodenbetcbaffenbeit und Klima. Die Sähara ist die
größte Wüste der Erde. Sie ist fast so groß wie ganz Europa. Lange Zeit
stellte man sich die Sähara als ein endloses Sandmeer vor. Das ist sie aber
In der Sähara.
Dieses Blatt ist als große farbige Anschauungstafel im Verlage F. E, Wachsmuth, Leipzig, erschienen.
nur zum kleinsten Teile. Der weitaus größere Teil enthält weite Sandstein-
hochebenen, die stellenweise mit Kiesel- und großem Felsgestein angefüllt sind.
Ja man findet hier sogar ganze Gebirge, die an Ausdehnung den Alpen gleich«
kommen und an Höhe das Riesengebirge übertreffen. Aber die Berge sind
12*
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Extrahierte Personennamen: Wachsmuth
Extrahierte Ortsnamen: Tripolis Afrika Tripoli Tunis Afrika Tunis Frank- Tunis Karthago Marseille Frankreich Deutschland Algier Marokko Marokko Europa Leipzig
.180
meistens kahl und bestehen aus dunketm Fclsgestein, das nur an wenigen Stellen
mit frischem Grün geschmückt ist. Selten entquillt dem Gebirge ein Bach, und
wo es geschieht, da verdunstet er bald oder versickert im Sande. Die Entstehung
der Wüste ist hauptsächlich auf zwei Ursachen zurückzuführen: auf ihre Regen-
armut und ihre große Hitze. In der Sahara vergehen Jahre, ehe einmal ein
Gewitter die heiße Luft und den brennenden Boden abkühlt. Die Luftwärme steigt
an manchen Tagen bis auf 50° C. Am Tage strahlt der heiße Sandboden
furchtbare Hitze aus, in der Nacht aber kühlt er sich bei dem wolkenlosen Himmel
schnell ab, so daß die Reisenden sich oft ein Lagerfeuer anzünden müssen.
2. Zarnum. Ein Schrecken der Reisenden ist der Samum, ein glühend
heißer Wüstensturm. Gewöhnlich hält er nur 1—2 Stunden, selten 1—2 Tage
an. Dann ist die Luft zum Feuer, der Mittag zur finsteren Nacht geworden.
Das Blut tritt Menschen und Tieren aus Mund und Nase, und nicht selten
werden ganze Karawanen unter den Sandwolken dieses Orkans begraben.
3. Oasen. In den tiefsten, muldenförmigen Einsenkungen der Wüste tritt
das unterirdische Wasser stellenweise bis auf 2—3 m nahe an die Oberfläche
heran. Hier in den sogenannten Oasen (— Wohnungen) ist daher der Boden
recht fruchtbar und es gedeihen Mais, Südfrüchte und hauptsächlich Datteln. Die
Oasen sind daher auch die einzigen bewohnbaren Stätten der Sahara und die
Ruhepunkte der Karawanen, mit denen die Oasenbewohner vielfach in Handel treten.
Oer Suddn.
1. Südlich von der Sahara — bis zum Äquator hin — breitet sich der
Sudan, das Land der Schwarzen, aus. Fast das ganze Gebiet ist Hochland.
In einer Eiusenkung desselben liegt der Tsadsee.
2. Klima, pflanzen-, und Tierwelt. Mit Entzücken betritt der Wan-
derer, der monatelang die dürre Sahara durchreist hat, die schattigen Wälder des
fruchtbaren Sudänlandes. Hier ist die Heimat des riesenhaften Affenbrotbaumes,
dessen Stamm nicht selten einen Umfang von 20—30 m hat, und der in der
ttockenen Jahreszeit seine Blätter verliert. Hier wächst die riesige Ölpalme,
deren Blattstiele zum Häuserbau verwandt werden. Aus ihren pflaumenähnlichen
Früchten gewinnt man das Palmöl, den wichtigsten Handelsartikel Afrikas. (In
Europa wird dieses Öl zur Seifenbereitung benutzt.) In den dichten Wäldern
sind Ebenholz-, Weihrauch-, Gummi-, Kautschuk- und Butterbäume durch Schling-
pflanzen zu einem undurchdringlichen Dickicht verbunden. Hier hausen Elefanten,
Nashörner, Löwen und Giraffen, und in den Seen und Flüssen tummeln sich
Flußpferde und Krokodile.
3. Die Bewohner hes Sudans sind kräftige, schwarzbraune Neger mit
krausem, wolligem Haar, hervorstehendem Kinn und dicken, wulstigen Lippen.
Ihre Kleidung besteht aus einem Streifen Baumwollenzeug, den sie sich um den
Leib schlingen. Am liebsten schmücken sie sich mit Glasperlen, Federn und
Muscheln. Sie tteiben Viehzucht und Ackerbau. Ihre Hauptnahrung ist Hirse
und Mais. Viele von ihnen sind Heiden. Die Herrscher in den zahlreichen
Neger-staaten sind meistens unumschräntte Herren über Leben und Eigentum ihrer
Untertanen.
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Extrahierte Personennamen: Zarnum
Extrahierte Ortsnamen: Sahara Afrikas Europa Sudans